In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) spielt die Ernährung eine Hauptrolle. Die junge Familie, die sich nach der Geburt erholen darf, wird von Verwandten umsorgt und bekocht. Für die Wöchnerin wird dabei eine spezielle Kraftsuppe gekocht, die ihr helfen soll wieder zu Kräften zu kommen. Dabei werden saisonale Gemüse und Kräuter als Zutaten verwendet.

Die Besonderheit der chinesischen Kraftsuppe liegt aber in der für uns meist unverständlich langen Kochzeit. Mindestens vier Stunden und teilweise über mehrere Tage hinweg wird diese Suppe gekocht. Die festen Bestandteile werden dann entfernt – sie haben nun ihr QI (sprich „Tschie“: Lebensenergie, Duft, Kraft, Geschmack, Sein, Essenz) in die Suppe abgegeben. Die verbleibende Brühe wird, nachdem das Fett abgeschöpft wurde, über Tage verteilt und in kleinen Portionen, getrunken.

Wer die Kraftsuppe auch mal ausprobieren möchte, findet hier Das Grundrezept (von Ruthild Schulze, bei der ich in der Schule für TCM „shou zhong“ in Berlin eine TCM Ausbildung absolvierte):

 

Zutaten:

  • 4 L kochendes Wasser
  • 1 Essl. Thymian
  • 1 Stück Sellerie
  • 10 rote Datteln
  • 1 frische Lotuswurzel, oder 10 getrocknete Lotuswurzelstücke
  • 4 Kartoffeln
  • 2-3 Möhren (sie sind sie zur Entgiftung für Schwangerschaftstoxine sehr hilfreich, besonders bei stressigen Schwangerschaftsverläufen und „gelben kindern“)
  • 1 kleine chinesische Angelikawurzel (Angelika sinensis)
    Wenn die Frau zu starken Blutungen neigt, bzw. der Wochenfluss stark ist: lieber weglassen!
  • oder 1 Essl. westliche Angelikawurzel (Rad. Angelica)
  • 1 Tl. Liebstöckel
  • 1-2 Knoblauchzehen
  • 1 Prise Pfeffer
  • 1 Stück frischen, geschälten Ingwer (ca. 1-1,5 cm lang)
  • 1/2 Tasse schwarze Bohnen
    vorher über Nacht eingeweicht und dann gründlich gewaschen
  • 1-2 Hühnerschenkel mit wenig Fett und am besten in Bioqualität

Für Vegetarier können statt des Fleisches Gemüsezutaten wie Lauch, Möhre und Zwiebel benutzt werden.

 

Zubereitung:

Die Zutaten werden in der aufgeschriebenen Reihenfolge in Ruhe, ins kochende Wasser gelegt. Nach jeder Zutat wartet man ab, bis das Wasser wieder kocht. Diese Reihenfolge entspricht dem Kreislauf der fünf Wandlungsphasen: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Dann erst wird der Deckel aufgelegt.

Zum Abkühlen den Deckel bitte ganz abnehmen, da das Kondenswasser die Suppe sonst wieder „schwächt“. Die ungewöhnlichen Zutaten können im gut sortierten Asia- Supermarkt oder in der Apotheke (Zieten Apotheke Berlin )gekauft werden.

Die Suppe stärkt das Yin (weiblicher Pool, Speicherung von Energie, Bauch und Unterkörper) und das Xue (Blut, Milch) der Wöchnerin. Wer darüber gerne mehr wissen möchte, dem empfehle ich das Buch „Kraftsuppen nach der Chinesischen Heilkunde (TCM)“

Mein persönlicher Vorschlag für die Zubereitung ist: Eine dir nahe stehende Person beginnt mit dem Kochen der Suppe, sobald die Wehen starten. So wird die Suppe so lange mit Energie – nach chinesischer Sichtweise also „QI“ – angereichert, wie du dich im energieraubenden Zustand der Geburt befindest. Ist das Kind dann geboren, kannst du dich mit dieser Kraftsuppe stärken.

 

Ein schönes Geburtsgeschenk, oder?